ESPON ET2050: Territorial Scenarios and Visions for Europe (2011-2014)
Das Ziel dieses Projekts war es, eine Vision der europäischen Raumstruktur auf der Grundlage solider wissenschaftlicher Erkenntnisse zu entwickeln. In einem Beteiligungsprozess wurden verschiedene Gruppen von Akteuren in die Entwicklung der Vision einbezogen, um thematische, zeitliche und räumliche Horizonte durch die Vorstellung einer sektorale, kurzfristige und nationale Gesichtspunkte überschreitenden Zukunft zu erweitern.
Die folgenden Schlüsselfragen sollten beantwortet werden: | |
(1) | Was ist der gegenwärtige Zustand der europäischen Raumstruktur? |
(2) | Wie wird die zukünftige europäische Raumstruktur aussehen, wenn Entwicklungstrends und Politikmaßnahmen unverändert bleiben? |
(3) | Welche zukünftigen europäischen Raumstrukturen sind denkbar in drei möglichen Szenarien? |
(4) | Welchen Spielraum für Politikmaßnahmen zur Steuerung der europäischen Raumentwicklung gibt es? |
(5) | Was könnten mittelfristige Ziele für die Entwicklung der europäischen Raumstruktur in Richtung auf die wünschenswerte langfristige Vision sein, und welche Politikmaßnahmen wären nötig, um diese mittelfristigen Ziele zu erreichen? |
Projektpartner waren, unter der Projektleitung von Mcrit S.L. (Spanien), zwölf Forschungseinrichtungen aus Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Polen, Schweden und Ungarn.
Das Projekt war in fünf Arbeitsschritte gegliedert: | |
1: | Analyse des heutigen Europa |
2: | Basisszenarien 2030 und 2050 |
3: | Alternative explorative Szenarien 2050 |
4: | Räumliche Vision Europa 2050 |
5: | Mittelfristige Ziele und Maßnahmen |
Die Aufgabe von S&W in dem Projekt war die Modellierung der räumlichen Entwicklung des europäischen Kontinents bis zum Jahre 2050 unter unterschiedlichen Annahmen über die zukünftige Struktur- und Kohäsionspolitik der Europäischen Union und des weiteren Ausbaus der europäischen Verkehrsnetze bei gleichbleibenden Annahmen über die Gesamtentwicklung der europäischen Wirtschaft und Außenwanderungen nach der Wirtschaftskrise von 2008.
Hierzu wurden in Absprache mit den übrigen Projektpartnern ein Basisszenario und drei explorative Szenarien entwickelt: | |
- | Im MEGAs-Szenario A werden die großen europäischen Metropolregionen im Interesse von Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlichem Wachstum gefördert. |
- | Im Cities-Scenario B werden größere europäische Städte gefördert, um die ausgewogene polyzentrische Raumstruktur Europas zu stärken. |
- | Im Regions-Scenario C werden ländliche und periphere Regionen gefördert, um die räumliche Kohäsion zwischen wohlhabenden und wirtschaftlich rückständigen Regionen zu stärken. |
In allen Szenarien wurde das Gesamtvolumen der EU-Strukturfondsausgaben auf 0.4 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts der EU begrenzt, und nur die Verteilung der Strukturfondsmittel auf die Regionen wird entsprechend den Szenariozielen variiert: im Szenario A proportional zum Bruttoinlandsprodukt der MEGAs, in Szenario B proportional zur Einwohnerzahl der geförderten Städte und im Szenario C wie im Basisszenario als eine inverse Funktion des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner der geförderten Regionen. Die nachstehende Karte zeigt die resultierende Verteilung der Strukturfondsmittel:
EU-Strukturfondsausgaben in den explorativen Szenarien A, B und C
Zusätzlich zum Basisszenario und den explorativen Szenarien A, B und C wurden neun Szenariovarianten mit dem SASI-Modell durchgespielt, in denen die explorativen Szenarien mit alternativen Rahmenbedingungen kombiniert wurden: | |
(1) | Wirtschaftsrezession: Globalisierung und Wachstum der Schwellenländer führen zu Stagnation und fast Schrumpfung der europäischen Wirtschaft. |
(2) | Technischer Fortschritt: Neue Innovationen in Arbeitsproduktivität und Verkehrstechnik resultieren in erheblichen Zuwächsen in Produktivität des Produktions- und Verkehrssysteme. |
(3) | Energie/Klima: Steigende Energiekosten und/oder höhere Steuern auf Treibhausgasemissionen führen zu starken Erhöhungen der Produktions- und Transportkosten. |
Die folgende Tabelle zeigt die Kombinationen der drei explorativen Szenarien A, B und C und der drei unterschiedlichen Rahmenbedingungen und die resultierenden neun Szenariovarianten:
Einen kompakten Überblick über das Projekt ESPON ET2050 gibt die Broschüre Making Europe Open and Polycentric. Visions and Scenarios for the European Territory towards 2050. Luxemburg: ESPON.
Die mit dem SASI-Modell berechneten Szenarien sind beschrieben in Spiekermann, K., Wegener, M. (2014): Integrated Spatial Scenarios until 2050. ET2050 Scientific Report Volume 6. Dortmund: Spiekermann & Wegener Stadt- und Regionalforschung und in der Präsentation ESPON Projekt ET2050: Räumliche Szenarien und Visionen für Europa 2050 und dem Tagungspapier Räumliche Szenarien für Europa 2050.
Informationen zum SASI-Modell sind auf der SASI-Modellseite verfügbar. Das SASI-Modell ist beschrieben in Wegener, M. (2008): SASI Model Description. Arbeitspapier 08/01. Dortmund: Spiekermann & Wegener Stadt- und Regionalforschung.